By Rainer Weinert, Franz-Otto Gilles (auth.)

Ein zentraler Bestandteil der "Wende" 1989/90 ist der dramatische Zusammenbruch der größten Massenorganisation der SED, des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Der vorliegende Band analysiert die schleichende Entlegitimisierung des FDGB in den 80er Jahren, das Scheitern der versuchten Selbsttransformation in eine authentische Interessenvertretung und den frühen Legitimationsentzug betrieblicher FDGB-Instanzen im Herbst 1989, die Politik der westdeutschen Gewerkschaften und die Auflösung des FDGB im Herbst 1990. Die those des Buches ist, daß der Zusammenbruch des FDGB ein Binnenproblem der DDR repräsentiert, das aus der Nichtüberwindung des Kompetenzraumes einer Massenorganisation resultiert.

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Kapitalstrukturentscheidungen in Publikumsgesellschaften: Ein informationsökonomischer Ansatz

Die Einbeziehung von Principal-Agent-Beziehungen hat die Finanzierungstheorie entscheidend befruchtet. Kapitalstruktur und Dividendenpolitik, die insbesondere von Modigliani und Miller als inappropriate erwiesen wurden, sind es bei Beruck sichtigung von Agency-Aspekten nicht mehr. Wie sich nachtraglich herausstellte, implizieren die Pramissen der Modigliani-Miller-Theoreme im wesentlichen den Ausschluss von heterogener info bei unterschiedlichen Interessen von Managern und diversen Kapitalgebergruppen.

Projektmanagement bei der Verwaltungsreform: Gestaltungsaspekte zur Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung

Die Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung ist ein wichtiges aspect bei der Reform öffentlicher Verwaltungen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene. Aspekte der Gestaltung von Projekten zur Einführung der Kostenrechnung wurden bisher jedoch kaum diskutiert. Thorben Finken entwickelt ein Konzept und stellt dieses am Beispiel der nordrhein-westfälischen Landesbehörden dar.

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Im Sozialismus sei dem gegenüber alles anders, die Funktion von Sozialpolitik bestünde nicht in der Ergänzungs- oder Korrekturbedürftigkeit bestimmter Politikbereiche, vielmehr bestehe "vom ersten Tage ihrer Entstehung an immer eine Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" (ebd). Wenn dem aber so ist, stellt sich immanent das Problem, warum eine entwickelte sozialistische Gesellschaft eine Sozialpolitik benötigte. Das Dogma der Gültigkeit von ökonomischen Gesetzmäßigkeiten im Sozialismus - vorgestellt als harmonische Einheit des Ganzen mit dem Einzelnen - machte es unmöglich, gravierende "Disproportionen" in der Ökonomie wie in der Sozialstruktur, die sozialpolitisch-korrigierender Einflußnahme durch die Partei bedurft hätten, offiziell anzuerkennen.

Die allgemeinen sozialpolitischen Zielsetzungen wurden in Gestalt besonderer Beschlüsse konkretisiert, was in der Regel als "Gemeinsamer Beschluß des Zentralkomitees der SED, des Bundesvorstandes des FDGB und des Ministerrates der DDR" erfolgte. Die wichtigsten dieser Beschlüsse sind: 19. Januar 1971: "Vorschläge für Maßnahmen auf dem Gebiet der Einzelhandelsverkaufspreise und der Sozialversicherung im Jahre 1971"; 7. März 1972: Ausbau des FDGB-Feriendienstes, Erhöhung der Anzahl der Erholungsreisen auf etwa zwei Millionen, planmäßige Erhöhung der Kuren für Arbeiter; 28.

Tribüne vom 24. 11. I 989: ,,Am Telefon: Harry Tisch". Krisenmanagement und schleichende Entlegitimierung 51 zur Untersuchung von Amtsrnißbrauch und Korruption im ehemaligen Bundesvorstand des FDGB" fest; so meinte der Berichterstatter des Ausschusses auf dem außerordentlichen FDGB-Kongreß am 31. Januar 1990 einleitend, daß die Arbeit des Ausschusses "von den vielen Hinweisen und Anschuldigungen der Mitglieder des FDGB" ausgehen konnte. 94 Dieses Wissen um die Korrumpierbarkeit des sozialistischen Kaders dürfte zweifellos sowohl Einfluß auf die Veruntreuungen von Gewerkschaftsvermögen gehabt haben wie auf die Stimmenvenveigerung bei den Gewerkschaftswahlen; ex post muß es als Anzeichen für entlegitimierende Entwicklungen des FDGB in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre gewertet werden, das nach Bekanntwerden der ersten Skandale um den FDGB-Vorsitzenden im November 1989 in einer drastischen Empörungsmobilisierung eruptiv zum Ausdruck kam.

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