By Franz Walter

Das Buch handelt von den ursprünglich tragenden sozialmoralischen Lagern der deutschen Industriegesellschaft, und es portraitiert einige ihrer bedeutenden Repräsentanten, die den politischen Milieus Gesicht wie Prägungen gegeben haben. Der Autor erörtert den hybriden Anspruch der weltanschaulichen Eigenkulturen, denen es um 'neue Menschen' in 'befreiten Gesellschaften' ging. Wir treffen dabei auf zahlreiche Mythen, etliche Wirrungen und nicht wenige Tragödien. Wir stoßen im historischen Vollzug schließlich mehr und mehr auf die ernüchternden Folgen realer Alltagspolitik, an deren Ende nicht mehr der 'neue Mensch' stand, sondern sich vielmehr eine neue politische Klasse im Parteienstaat herauskristallisierte.

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Time and Eternity: The Medieval Discourse

This quantity consists of chosen papers from the most strand, ? Time and Eternity? , on the 7th overseas Medieval Congress held in July 2000 at Leeds. It attests to the truth that the medieval event of time and eternity was once wealthy and complicated, and that its research is open to varied ways and techniques.

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Ohne Tragik ist das für die SPD nicht. 96 Nirgendwo sonst im deutschen Reich war das Netz des sozialdemokratischen Arbeitervereinswesens so dicht geflochten und weit gespannt wie zwischen Zittau und Plauen. Hier – und wahrscheinlich umfassend wirklich nur hier, in dieser Region – wuchs man bereits als Arbeiterkind über die Organisation der „Kinderfreunde“ in die sozialdemokratischen Solidargemeinschaft hinein, wurde dort durch die Teilnahme am Arbeitergesang, Arbeitersport, Arbeiterwohlfahrtswesen, durch Einkauf in der Konsumgenossenschaft, durch die Geselligkeit im Volkshaus biographisch nachhaltig geformt, bis schließlich nach dem Tode die Freidenkerorganisation für die „rote“ Einäscherung der treuen Genossen sorgte.

Kurzum: Seit dem 19. 60 In die SPD war er 1947 in Göttingen eingetreten. Doch das war es – von einigen Auftritten im örtlichen SDS abgesehen – an sozialdemokratischer Basisarbeit auch schon für die nächsten fünfzehn Jahre. An Ortsvereinsversammlungen beteiligte er sich überwiegend nicht, weder in Göttingen noch in Freiburg. 61 Indes blitzte seine sozialdemokratische Ambition schon zwischen 1952 und 1956 kurz auf, als er unter dem Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Adolf Arndt, als Wissenschaftlicher Assistent arbeitete.

Aber die Lunge war nicht mehr intakt. Sachsen ist daher auch im zwei Jahrzehnt nach dem Fall der Mauer eine sozialdemokratische Diasporalandschaft. Bei den Landtagswahlen im Jahr 2004 erzielte die Sozialdemokratie – die dort zu Beginn der Weimarer Republik fast sechzig Prozent erreichte – nur noch 9,8 Prozent der Stimmen. Bei den Landtagswahlen Ende August 2009 konnte die SPD zwar um magere 0,6 Prozentpunkte zulegen, gleichwohl: Bei Erstwählern wie auch bei Arbeitern lagen die Sozialdemokraten an fünfter Stelle, hinter FDP, NPD, Linken und CDU.

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